Entstehung des Quartiers Südwest

Im Südwesten Bambergs entstand Anfang der 1970er-Jahre am Rande der Stadt Bamberg auf dem Babenberg der Stadtteil Südwest beziehungsweise das „Babenberger Viertel“. Verkehrsgünstig, aber ruhig an der B 22 (Würzburg-Bamberg) gelegen, verbindet dieser vorgelagerte Stadtteil die Gemeinden Stegaurach und Wildensorg mit dem Bamberger Stadtgebiet.

Nach einem städtebaulichen Wettbewerb (Preisträger Architektengemeinschaft Hennig, Schenk-Zachert Nürnberg-Bamberg) entstanden von 1972 bis 1978 insgesamt 496 Wohneinheiten als Mietwohnungen, Eigentumswohnungen, Gartenhof- und Terrassenhäuser sowie mehrere Tiefgaragen und ein Geschäftszentrum. Das gesamte Bauprogramm der Joseph-Stiftung im Quartier umfasste damals ein Volumen von 71 Millionen DM. Heute befinden sich noch über 280 dieser Wohneinheiten im Besitz der Joseph-Stiftung.

Damals wie heute bildet dieser Bestand das gefühlte und geografische Zentrum des Stadtteils. Die Bebauung rund um das Quartier wurde in den folgenden Jahren überwiegend durch Einfamilien- und Reihenhäuser erweitert.

Südwest 1975_sw_mit Kindern

Fotografie von Bamberg Südwest 1975

Veränderung der Bewohnerstruktur

In den 1990er-Jahren fand durch vermehrten Zuzug ein Wechsel in der Bewohnerstruktur statt, der heute durch die demografische Entwicklung einen neuen Schub erhält. Auch in den umliegenden Einfamilienhäusern findet seit einigen Jahren im gesamten Stadtteil ein Generationenwechsel statt.

In den 2000er-Jahren wurden in den Randbereichen des Stadtteils weitere Neubaugebiete erschlossen und verstetigten die Entwicklung zu einem reinen Wohn-Stadtteil. Im Übergang des Stadtteils zum Stadtgebiet entstand in dieser Zeit auch ein Nahversorgungszentrum an der Würzburger Straße. Das umfangreiche Angebot der dort angesiedelten Lebensmittel-, Drogerie- und Getränkemärkte zog die Kaufkraft aus dem Stadtteil an. In der Folge konnten die kleinen Nahversorgungseinheiten in der Quartiersmitte nicht mehr wirtschaftlich agieren und schlossen ihre Geschäfte in den 2010er-Jahren.

Aktuelle Lage im Quartier

Im Verlauf der letzten 20 Jahren hat die Joseph-Stiftung die abseits im Norden gelegenen Gebäudeeinheiten des Quartiers verkauft, sodass sich heute noch 285 Wohneinheiten, 3 Tiefgaragen (und ein Parkdeck) und die Gewerbeeinheiten des Zentrums im Besitz der Joseph-Stiftung befinden. 2001 wurden die zwei südlich gelegenen Blöcke der Salierstr. mit insgesamt 73 Wohneinheiten umfangreich energetisch modernisiert. Deren Mietpreisbindung wurde entsprechend verlängert.

Gute Voraussetzung und Herausforderungen

Seit Ende 2020 ist die Bindung der sozialen Wohnraumförderung für die verbleibenden Wohnungen ausgelaufen. Die Instandhaltung bezog sich meist auf die Wohnungen, Dächer, Außenanlagen und Heizungen. Es wurden inzwischen alle Holz-Verbundfenster gegen Kunststofffenster getauscht. Die Gebäude und die Außenanlagen des Quartiers bedürfen mit einem Alter von rund 50 Jahren einer grundlegenden Erneuerung. Die bestehenden Strukturen bieten dabei eine gute Grundlage, wie beispielsweise:

  • Nähe und Erreichbarkeit zur Innenstadt Bambergs
  • Verkehrsberuhigte Bereiche im Innenbereich
  • Funktionale Grundrisse
  • Mehrwert-Funktionen in den Außenanlagen
  • Lebendige Gebäudestrukturen

Andererseits sind auch Herausforderungen zu bewältigen, wie beispielsweise:

  • fehlende Barrierefreiheit in den Gebäuden
  • Asbesthaltige Baustoffe
  • Komplizierte Bauteilanschlüsse

Nachbarschaftliche Strukturen

Insbesondere die zentrale Lage dieses großen Mietwohnbestandes in einem durch Einfamilienhäuser im Eigentum geprägten Stadtteil bedarf einer besonderen Auseinandersetzung mit den Bewohnern und der Nachbarschaft, den baulichen Gegebenheiten und den wirtschaftlich umsetzbaren Möglichkeiten.

Eine erste -und durch die Joseph-Stiftung unbeeinflusste- Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten im Quartier sollten Studenten der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, Fakultät Architektur (FH-WS) erarbeiten. Ihre Fragen und Erkenntnisse bieten die Gelegenheit, den Blick auf die nächsten Schritte für alle zukünftigen Beteiligten zu weiten. Hier geht es zu den Ergebnissen des Studentenwettbewerbs.

BA Südwest total 3

Aufnahme aus dem Jahr 2021 mit einer Drohne.

Zahlen und Fakten

Jeweils drei bis vier der insgesamt 31 Gebäude gruppieren blockweise um einen zusammenhängenden Innenhof, unter dem drei abgeschlossene Tiefgaragen angeordnet sind. Die 285 Mietwohnungen mit insgesamt 21.240 m² Wohnfläche verteilen sich auf 19 Ein-Zimmerwohnungen, 20 Zwei- und 143 Drei-Zimmerwohnungen sowie 42 Vier- und 3 Fünf-Zimmerwohnungen die in den Gebäudeblöcken gut durchmischt wurden.

Energie- und Wärmeversorgung

Die Heizwärmeversorgung wird über Gas-Brennwertkessel pro Gebäudeblock organisiert, die Warmwasserbereitung erfolgt über Elektrospeicher in den Bädern. Eine Ausnahme dazu bilden die zwei modernisierten Gebäudeblöcke der südlich gelegenen Salierstraße. Hier wird die Heizungswärme über Wärmepumpen aus zwei Geothermiefeldern sichergestellt und die Brauchwassererwärmung erfolgt über ein hybrides System aus thermischen Solarkollektoren mit Gas-Brennwerttechnik.

Nächste Schritte

Derzeit werden Beteiligungsprozesse vorbereitet, in denen die Stadt Bamberg, die Mieter und Interessenvertreter aus dem Quartier in jeweils unterschiedlichen Veranstaltungen eingeladen werden, zusammenkommen und Heraus- und Anforderungen, Ideen und Lösungsansätze zu erarbeiten.

Die Erkenntnisse dieser Veranstaltungen sollen 2022 in eine Auslobung für einen städtebaulichen und architektonischen Realisierungswettbewerb einfließen. Der Wettbewerb soll noch im Jahr 2022 stattfinden und abgeschlossen werden. Eine Umsetzung, mindestens in Teilbereichen, ist vorgesehen.

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